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Göttingen SÜD-OST 10|2014

23 Im Mittelalter wurden Stoffe durch sogenanntes „Walken“ verdichtet und veredelt. Dabei wurden gewebte Wollstoffe immer wieder geknetet („ge- walkt“), gestreckt, gestaucht, gestoßen. Die Loden (grobe Stoffe vor ihrer Verarbeitung) lagen in mit warmem Laugen- wasser gefüllten Waschtrögen, in denen dann traditionell entweder per Hand, häufiger aber per Fuß gewalkt wurde. Der Prozess beinhaltete nicht nur das Reinigen der Stoffe, sondern auch eine Verarbeitung zu filz- artigen, widerstandsfähigen Materialien. Obwohl die Kleiderherstellung eigentlich in den Aufgabenbereich der Frau gehör- te, mussten oft Männer den eigentlichen Walkprozess durchführen, da er starke Muskelkraft erforderte. Die Walkemühle ermöglichte eine auto- matisierte Bearbeitung und konnte so die Arbeitskraft von 40 Fußwalkern ersetzen. Ein Umstand, der aufgrund des Arbeits- platzverlustes auch im Mittelalter durch- aus zu sozialen Problemen führte, sodass Walkemühlen mitunter auch verboten wurden. Zu solchen Verboten trug bei, dass die Qualität der mühlengewalkten Stoffe hinter den traditionell produzierten zurückstand. Durch ein Wasserrad angetrieben ließ in der Walkemühle eine Nockenwelle Ham- mer, Stampfen oder Stempel auf die noch immer in warmen, leicht alkalischen oder sauren Bädern gelegenen Wollgewebe fal- len. Bei der dort entstehenden Aneinan- derreibung der Stoffoberfläche verfilzten zunächst die aus dem Wollgarn hervor- stehenden Fasern.Als Nächstes raute man den Stoff mit einer Bürste, der sogenann- ten „Distelkarde“ auf. Danach konnten die unregelmäßig abstehenden Härchen in einer Richtung gleichmäßig nieder- gestrichen werden. Durch mehrfaches WALKEMÜHLENWEG Ja, wo sind wir denn hier...? Die Walkemühle: Ein Durchbruch in der Textilproduktion Der ursprüngliche Walkemühlenweg verband das Geismartor mit der alten Walke- mühle am Oberlauf des Mühlengrabens nahe der Leine. Das namensgebende Bau- werk liegt fußläufig rund einen Kilometer vom heutigen Walkemühlenweg entfernt am Ende des Brauwegs. Einst im Besitz des Klosters Bursfelde, richtete die Göttin- ger Tuchmachergilde dort 1357 Göttingens erste Walkemühle ein. Walkende Frauen um 1770 in Schottland

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