24 Wiederholen dieses Prozesses verdichtete sich das Gewebe und eventuelle Weblö- cher wurden geschlossen. Zum Trocknen wurden die Stoffe in Rahmen gespannt, konnten so auf eine bestimmte Größe ge- bracht werden, die sie beim mehrmaligen Walken im warmem Wasser ebenso wie durch das Verdich- ten der Oberfläche zunächst verloren hatten. Im trocke- nen Zustand wurden die feinen Fasern an der Oberfläche dann nochmals gebürstet und abschließend auf die gleiche Länge ge- kürzt, sodass optisch eine glatte Oberflä- che entstand. Solche Walkstoffe, die man nach der Bearbeitung auch Tuche nannte, waren nach dieser eingehenden Behand- lung winddicht, wasserabweisend, strapa- zierfähig und knitterfrei. Dieser Verarbei- tungsprozess wurde daher vor allem für Oberbekleidung angewendet, die für die Arbeit unter freiem Himmel gedacht war, zum Beispiel einen Schäfermantel. Das Gebäude der Göttinger Walkemüh- le in seiner heutigen Form stammt ur- sprünglich aus dem Jahr 1770. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war das Gebäude im Besitz der Tuchmachergilde, bevor es von der Stadt gekauft wurde. Als der Müh- lenbetrieb in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts eingestellt wurde, nutzte man das Objekt zunächst als Wohnhaus. Nachdem das Gebäude dann jedoch eini- ge Jahre leer stand, begann die Göttinger Sport und Freizeit GmbH, in dessen Be- sitz das Gebäude seit 2004 liegt, vor vier Jahren eine aufwendige Sanierung, um das historische und unter Denkmalschutz stehende Gebäude wieder aktiv nutzen zu können. Dem Badeparadies Eiswie- „Walkmühle bei Göttingen“. Aquarellierte Radierung von Christian Andreas Besemann, 1797 Automatisierte Walkemühle. Zeichnung des aus dem Werk „Theatrum Machinarum Novum“ von Georg Andreas Böckler (Architekt), 1661