17 der als Erste in der Familie ein Studium aufzunehmen. Schnell musste sie jedoch feststellen, welche Hürden und Hinder- nisse sich Studienpionieren entgegenstel- len. Abgesehen von der in Arbeiterfamilien oft akuten Finanzierungsfrage erschweren feh- lende Erfahrungswerte die Orientierung in der fremden akademischen Welt. Wo andere auf familiäre Unterstützung bauen können, bleiben Arbeiterkinder meist sich selbst überlassen. Auch die Geringschätzung des akademischen Werdeganges seitens der Familie be- stärken oft die eigenen Selbstzweifel. Kommentare wie „Mach lieber eine vernünftige Ausbildung, mit der du Geld verdienen kannst“ oder „Schus- ter bleib bei deinen Leisten“ sind in diesem Zusammenhang vielen Schü- lerInnen und Erstakademikern nur allzu vertraut. Doch auch bei Unter- stützung durch das Elternhaus eröff- nen sich Loyalitäts- und Identitäts- konflikte. „Es geht dabei vielfach um Macht, um die Hierarchie innerhalb einer Familie, die durch sprachliche Überlegenheit und eine höhere Bil- dung verschoben werden können“, merkt Katja Urbatsch in ihrem Buch „Ausgebremst. Warum das Recht auf Bil- dung nicht für alle gilt“ an. Inspiriert durch einen studienbeding- ten Auslandsaufenthalt in den USA, in denen „First Generation Students“ umfangreich betreut werden, entschloss sich Katja Urbatsch dazu, ihre Erfah- rungen als Erstakademikerin weiter- zugeben und andere Arbeiterkinder zu unterstützen. Das 2008 von ihr gegrün- dete Internetportal legte schließlich den Grundstein für die gemeinnützige Ini- tiative „Arbeiter-Kind.de“. Heute un- terstützt ein Netzwerk von über 6.000 Ehrenamtlichen in 70 Ortsgruppen bundesweit Schüler und Schülerinnen, ermutigt sie zu einem Studium, begleitet und unterstützt sie auf ihrem Studienweg und weit darüber hinaus. Eine dieser Ortsgruppen ist fast seit Be- ginn der Arbeiterkind.de-Initiative auch in Göttingen vertreten. Ralf Meyer, De- kan der Fakultät für Mathematik und In- „Unser Anliegen ist es, dass die eigenen Vorlieben, Leistungen und Potenziale den Bildungsweg des einzelnen bestimmen und nicht der familiäre Hintergrund.“ Sprechstunde: donnerstags, 17-18 Uhr, Astagebäude Uni Göttingen, Goßler- straße 16, Seminarraum EG Stammtisch: jeden ersten Donnerstag im Monat, ab 18:30 Uhr, Café Botanik, Karspüle 1, Göttingen Internetforum: www.goettingen. arbeiterkind.de E-mail: arbeiterkind@goettingen.de Bundesweite Telefonberatung: 030 68320430, Mo-Do, 13-18:30 Uhr 03068320430, Mo-Do, 13-18:30 Uhr