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SÜD-OST 10|2015

10 Vor zehn Jahren noch hatte die geschriebene deutsche Sprache ein ganz wundervolles Charaktermerkmal zu bieten: Wörter, die zusammengehörten, durfte man zusammen- schreiben. Dann aber sind zahlreiche von ihnen von den Henkern des Rates für deut- sche Rechtschreibung gezweiteilt worden. Hinausbewegen bspw. darf man wohl noch zusammenschreiben, raus bewegen hingegen nicht. Rausgehen darf man dann aber wiederum zusammenschreiben. Reingehen eben- falls, und auch hineingeraten, nicht aber reingeraten, das muss man dann wieder getrennt schreiben. Die Logik darin erschließt sich eindeutig. Nicht. Gleich bescheuert erscheint, dass etwa das Wort ekelerregend zwar erlaubt, Übelkeit erre- gend aber wiederum verboten ist. Wohin der Worttrennungswahn führen kann, zeigt sich in Texten aus gänzlich duck- mäuserischen Häusern, die vor lauter Verunsicherung vorsichtshalber mal alles getrennt schreiben. So begegnet man heutzutage unnötig auseinandergestümperten Begriffs- komplexen wie Ei groß oder Gen manipuliert und es werden groteske Aussagen getrof- fen, wie etwa, dass es Sessel furzende Mitmenschen gebe. Unter Einfluss der anarchistischen Regeln des Rates für deutsche Rechtschreibung könnte man noch viele weitere Wörter durch de-semantisierende Trennung verhunzen, man denke etwa an Regel recht und Regel konform, Kalk weiß und Raben schwarz oder auch Tag hell. Und, um mal was aus der schmutzigen Ecke hervorzukehren, auch Ratten scharf und Affen geil lassen sich finden, genauso wie Schweine blöd und natürlich Arsch gesichtig. von der Autorin selbst /pixelio.de Rau ist jetzt kastriert 10 Jahre neue Rechtschreibung – Eine Wortglosse

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