Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

SÜD-OST 10|2015

11 Am Ende des Tages sähe ein Text dann zum Beispiel so aus: Es war ein Brand heißer Fall für Privatdetektiv Heimler, und noch dazu Gewinn bringend. Er musste nur endlich das Mark verzehrend schwer auffindbare letzte Puzzleteil heraus kriegen. Messer scharf und Ergebnis orientiert waren seine Gedanken. Plötzlich sah er alles Glas klar. Doch bevor er sich an die Mühe volle und Schweiß treibende Arbeit machte, musste er dringend etwas Gehalt volles zu sich nehmen. Er ging Ziel strebig zum Kühlschrank, griff als erstes ins Gefrierfach, wo er vor viel zu langer Zeit ein schnelles Bier kühlgestellt hatte. „Eis kalt!!“ fluchte er und stellte die Reif überzogene Flasche schnell auf dem Tisch ab, „Ich bin ein Gott verfluchter Idiot!“ Die Mahlzeit fiel für seine Begriffe wenig Geschmack voll aus. Es gab Leberwurst, Finger dick und Fett durchsetzt, auf grau Brot.“ [Ja, grau Brot! Wenn es in die eine Richtung so sein soll, warum dann nicht auch andersherum?!] „Wunder voll“, grummelte er sarkastisch in sich hinein, als er Lust los auf dem ersten Bissen herumkaute, „Geradezu Form vollendet.“ Alles ist möglich, solange es keine sinnvolle Aussage darüber gibt, warum ekelerregend und Übelkeit erregend nicht gleichbehandelt werden. Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird wohl noch zur Höhlenmalerei zurückkeh- ren, ohne Informationsverluste zu bemerken. Das Folgende wäre ihm sonst bereits klar geworden: Wenn man Hack in Form bringt, ist es mehr als Hack, dann ist es beispiels- weise eine Bulette, eine Wurst, ein Braten, eine Füllung, ein Bällchen oder ein Klops. Polkt man das Gebilde aber auseinander, hat man stets nur Hack. Beim Rat für deutsche Rechtschreibung hat also die Wurst keine zwei Enden mehr, denn eines ist aufgeplatzt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie gänzlich aus- einanderfällt. Man kann probehalber die Liste verhackstückter Ausdrücke laufend erweitern um Konstrukte, die aufgrund der Sinnfreiheit der Regel denkbar sind, auch wenn der Rat für deutsche Rechtschreibung diese bislang selbst noch nicht gehackt gelegt hat, etwa Wiesel flink, Tod traurig und Stiel äugig. Mein Lieblingsbegriff ist Hirn rissig, denn der passt sehr gut zum Thema. Mord lustig und Feind selig sind meine bisherigen Favoriten für den zweiten und dritten Platz, aber ich bin längst nicht alle Möglichkeiten durchgegangen, die die deutsche Sprache so zu bieten hätte, denn schließlich habe ich ja auch noch anderes zu tun. Wo keine Zweiteilungen möglich waren, hat sich der Rat für deutsche Rechtschreibung mit der Abtrennung einzelner Glieder begnügt. Seit 2005 darf man zum Beispiel nicht mehr rauh schreiben, stattdessen nun: rau, was das Wort nicht nur des h, sondern mit diesem seiner lautmalerischen Finesse beraubt. Trotzdem darf, weil Markenname, die Erfurter Rauhfaser dass h weiterhin im Namen führen. Warum uns anderen allerdings das schöne h genommen wurde, bleibt schleier- haft. Als Begründung ausgeschlossen werden kann sicherlich die Möglichkeit, dass das Unternehmen Erfurter Rauhfaser den Rechtschreibrat bestochen hat,um für immer die rauheren Rauhfasertapeten anbieten zu können. Auch scheint es eher abwegig, dass der ehemalige Ministerpräsident Johannes Rau die Finger im Spiel hatte, um den Schwar- Foto:WilhelmineWul

Seitenübersicht