Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

SÜD-OST 10|2015

18 Ja, wo sind wir denn hier...? BÜRGERSTRAßE Gottfried August Bürger - Glückloser Literat von Welt „Die Wunderbaren Reisen des Freiherrn von Münchhausen“ sind wohl fast jedem ein Begriff, doch kaum jemand weiß, dass der Verfasser dieser Erzählung gleichzeitig Ver- treter des Sturm und Drang und Begründer der deutschen Kunstballade war: Gott- fried August Bürger. Amtmann, Dichter, Universitätsprofessor – was nach einem erfüllten Leben klingt, ist im Fall von Gottfried August Bürger weit gefehlt. Stattdessen zeichnet sich das Leben des „Münchhausen“ Erschaffers durch Geldnot, Dreiecksbeziehungen und unglückli- che Ehen aus. Gottfried August Bürger kommt als zweites von drei Kindern einer Landpfarrersfami- lie am 31. Dezember 1747 in Molmerswe- de bei Quedlinburg im Harz auf die Welt. Sein Vater lehrt ihn Lesen und Schreiben, bemüht sich jedoch nicht um eine höhere Ausbildung. In seinem abgelegenen Heimat- dorf bleibt ihm daher jede weitere Chance zu geistiger Weiterbil- dung verwehrt. Zum Glück ergreift sein Großvater die In- itiative: Er nimmt den jungen Bürger zu sich nach Aschersleben und schickt ihn 1760 auf die dortige Stadtschu- le. Jedoch ist dieser Schulbesuch nicht von langer Dauer: Vorgeb- lich aufgrund einer Schlägerei, sofern die- se denn stattgefunden hat, kommt es zum Schulverweis. Dieser soll jedoch eigentlich Folge eines spöttischen Epigramms aus Bürgers Feder sein, wogegen sein Großvater heftig aber erfolglos protestiert. Schließlich setzt Bürger seine Schullauf- bahn von 1760-1763 im Pädagogium in Halle fort, wo er anschließend bis 1766 an der dortigen Universität Theologie studiert. Während des Studiums entdeckt er nicht nur seine Vorliebe für die klassische Phi- lologie sondern un- ternimmt auch erste eigene literarische wie poetische Versuche. 1768 zieht es Bürger, gegen den Willen sei- nes Großvaters, nach Göttingen, wo er sich an der Georgia Au- gusta in Jura imma- trikuliert. Bis 1771 wohnt er nun in der Roten Straße 28. Mit seinem Studium an der Georgia Au- gusta beginnt für ihn ein vollkommen neu- er Lebensabschnitt, geprägt durch seinen disziplinierten Studi- enalltag und seinen großen Hang zur Li- teratur. Bürger knüpft viele neue Bekannt- schaften, von denen einige für ihn noch von großer Bedeutung sein sollen: Dazu zählt Heinrich Christian Boie, über den er in Kontakt mit dem „Göttinger Hainbund“ kommt. Die Nähe zum „Hainbund“, der zum Sturm und Drang tendiert und die Gottfried August Bürger (von Hugo Bürkner, Leipzig 1854)

Seitenübersicht